Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt…waren die letzen Worte auf der Fachtagung gegen Menschenhandel, von der ich gerade komme. Welch kraftvolle Aussage, mit der das Grundgesetz eingeleitet wird…wie wunderbar wäre es, wenn sie auch umgesetzt würde, in unserem schönen Deutschland!

Dass weltweit laut Global Slavery Index ca.45,8 Millionen Menschen in Sklaverei leben müssen, wusste ich ja. Doch wie groß das Ausmaß von sexueller Ausbeutung und Gewalt in Deutschland ist, war mir nicht klar. Wusstet ihr z. B., dass viele Familien, die bei uns angekommen sind, ihre Flucht mit dem Körper einer ihrer minderjährigen Töchter bezahlt haben? Da diese Mädchen danach als wertlos gelten, werden sie häufig von ihnen herabgewürdigt. Auch in den Flüchtlingsunterkünften werden viele Frauen gezwungen, sich zu prostituieren.

Wusstet ihr, dass mittlerweile ca. 80% „unserer Prostituierten“ keine Deutschen sind? Sie werden mit falschen Versprechungen hier her gelockt, von ihren Familien in Osteuropa gezwungen oder kommen freiwillig, um ihren Kindern in der Heimat ein besseres Leben zu ermöglichen. Für häufig nicht mehr als 20-30€ lassen sie von einem „Kunden“ alles mit sich machen, während sie mental ihren Körper verlassen. Sie können kein Deutsch, sind abhängig von ihren Zuhältern/Loverboys und einem unglaublichen Druck ihrer Herkunftsfamilien ausgesetzt, die auf das Geld angewiesen sind, das sie schicken. „Um ein halbes Jahr Prostitution unter diesen Umständen aufzuarbeiten, bräuchten sie fünf Jahre Therapie.“- So die Aussage einer der Sprecherinnen. Ein ganz normaler Beruf? Selbstbestimmung der Frau?

Kriminalbeamter Manfred Paulus erläutert: Unsere Polizei fühlt sich hilflos, ist starkem Erfolgsdruck ausgesetzt und hat keine Zeit, die undurchschaubaren Machtstrukturen hinter dem Milliardengeschäft aufzudecken. Da die Frauen aus ihrer Herkunft gewohnt sind, dass die Polizei ihnen nicht hilft, oder aus Angst, kommen sie gar nicht auf die Idee, sich an sie zu wenden. Doch ohne klare Aussagen der Frauen, können keine Gerichtsprozesse geführt werden.

Was können wir tun? Jungen und Männer aufklären, Mädchen über die Loverboy-Methode aufklären, in Osteuropa Präventionsarbeit leisten, uns an die Seite der Frauen stellen die keine Stimme haben, ihnen Mut machen, sie stärken und wertschätzen. Ihnen zu Jobs verhelfen, die sie lieber machen würden oder Organisationen unterstützen, die sich gegen Menschenhandel in Deutschland einsetzen: Gemeinsam gegen Menschenhandel 

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