Wenn wir geboren werden und bald anfangen zu denken und reflektieren, dann spüren wir irgendwann so ein leichtes Ziehen in der Brust. Der eine mehr der andere weniger. Immer mal wieder meldet sich diese zarte Stimme, die sagt: „Das kann doch jetzt noch nicht alles sein. Da muss es doch mehr geben. Irgendwas fehlt mir noch zu meinem Glück.“ Und dann stürzen wir uns ins Leben und fangen an zu suchen: In der Liebe, im Abenteuer, Erfolg, Job, Sex, Selbstverwirklichung, Kinder, Hund, Auto, … Und immer haben wir den Eindruck, dass wir ganz kurz davor sind, gefunden zu haben, wonach wir suchen. Jetzt nur noch …

So kenne ich das jedenfalls und ich unterstelle mal, dass das ein allgemeines Phänomen der Menschheit ist. Schon oft habe ich den Satz gehört: Die tiefste Sehnsucht in dir kann nur Gott ausfüllen. Und irgendwie habe ich auch dran geglaubt, weil man das halt glaubt, wenn man glaubt. Doch was heißt das?

Ich glaube dass es stimmt, was auch Esther Maria Magnis sagt: „Wir vermissen Gott“. Wenn es wahr ist, dass Gott uns mit dem Ziel geschaffen hat, Wesen zu sein, die in Verbindung zu ihm stehen, dann fehlt Gott uns. Ich glaube, dass wir das gaaaaanz tief in uns drinnen auch wissen und diese Verbindung suchen. Die Verbindung zu seiner bedingungslosen Liebe, zu tiefem Frieden, zur Verbundenheit mit ihm und der Schöpfung. Doch das Leben ist so anderes als das. Es tobt um uns rum, zieht uns in seinen Bann, mit all den verlockenden Angeboten, die ja nicht (per se) schlecht sind. Die uns nur so oft vergessen lassen und davon ablenken, was wir eigentlich brauchen.

Wenn ich das schreibe, fühlt sich das alles an, wie schon tausend mal gehört. Wahrscheinlich ist das auch so. Aber in den letzten Tagen habe ich das kostbare Geschenk erhalten, mal (fast) komplett auszusteigen aus dem ganzen Rummel der Freuden und Verpflichtungen des Lebens. Und da habe ich erlebt, dass es stimmt: Ich vermisse Gott! Das ist absurd, weil er ja die ganze Zeit da ist und immer schon da war. Ich habe nur nicht die Muße gefunden, mich ihm zuzuwenden. Und wenn ich das tue, erlebe ich, dass es nichts gibt, was mich mehr erfüllen kann und mehr Geborgenheit schenkt, als die Gegenwart und Liebe Gottes. Dann denke ich: Wow, jetzt habe ich es endlich begriffen und werde für immer daran festhalten und nichts mehr zwischen mich und Gott kommen lassen. Am besten ich gehen ins Kloster …

Und dann wache ich auf und es ist heute und in meinem Postfach sind irgendwelche E-Mails, die dringende Dinge von mir wollen. Ich fühle mich auf einmal wieder wichtig als Person, die eine Aufgabe hat, etwas leisten soll und schwups…ist die ganze Seligkeit und Verbundenheit dahin.

Beruhigen tut mich an dieser Stelle nur, dass ich das selbst bei einem Menschen lese, der sein Leben lang mit fast nichts anderem verbracht hat, als Gott zu suchen und Bücher darüber zu schreiben. Wir können diese kostbaren, mystischen Momente nicht festhalten!

Ich wünsche nur jedem, dass er sie ab und zu erlebt.

„Gott nimmt mir nicht weg, woran ich hänge, sondern er erweist sich mir selbst als das, was ich so lange vermisst habe.“ H. J. Eckstein

 

 

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