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Heiter über den Tod und das Sterben zu schreiben ist wahrscheinlich auch noch nicht so vielen gelungen. Wenn das überhaupt eine Disziplin ist, der bisher Aufmerksamkeit gezollt wurde. Johanna Klöpper praktiziert das in ihrem Buch Leben ist das neue Sterben jedenfalls, mit einer ordentlichen Portion Selbstironie und niemals ohne dem Thema und den Menschen den nötigen Respekt zu zollen. Sie stellt viele Fragen und gibt wenige, zögernde, fragende Antworten, die zeigen, dass sie selbst auf der Suche ist…sich dem Thema annähert, sich damit anfreundet und andere dabei begleitet. Das ist sehr angenehm, tröstlich und ehrlich und mal nicht so fromm daher geschwafelt. Ihrer Angst vor dem Sterben stellt sich die junge (das schreibe ich, weil sie nur ein Jahr älter ist als ich und das gefälligst als jung zu gelten hat – wahrscheinlich wegen meiner eigenen Angst vor dem Sterben) wortgewandte und sprachliebende Autorin, indem sie als Ehrenamtliche in einem Hospiz anfängt. An ihrem ersten Tag zögernd in schwarzer Kleidung die Tür öffnend, stellt sie bald fest, dass es wenige Orte auf der Welt gibt, die genauso vor Leben, Humor und Genuss, Freude Traurigkeit und Tiefe strotzen, wie ein Hospiz. Sie gewinnt die „Gäste“ lieb, erzählt uns ihre Geschichten und betätigt sich leidenschaftlich im Erfüllen exquisiter Wünsche (wie Kaviar und Champagner zum Frühstück). Sie widmet sich auch einfühlsam (Tabu)Themen (wie Abtreibung und Sternenkinder) ohne sich zu einer Meinung darüber verpflichtet zu fühlen. Als Schülerin von Sterbenden lernt sie intensiver und liebevoller zu leben. Es kann nicht schaden, sich mit dem Thema Tod zu beschäftigen – dachte ich mir, und wenn es dann auch noch Spaß macht…

Das Buch ist wie ein guter Freund, der mich an die Hand nimmt und mit mir ein fremdes Land anschaut. Und dann stelle ich fest, dass es mir gar nicht so fremd ist und dieser Freund sich darüber ganz ähnliche Gedanken macht wie ich, nur mit dem Unterschied, dass ich sie noch nicht ausgesprochen habe.

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