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Für 2020 habe ich mir vorgenommen, mich auf eine Reise zu begeben.
Die kürzeste Reise der Welt und doch reicht oft eine ganze Lebenszeit nicht aus, um sie wirklich anzutreten, geschweige denn anzukommen…die Reise zu mir selbst.
Ob ich mich tatsächlich auf den Weg gemacht hätte, auch ohne diesen kleinen ungeplanten Anschubs von einem winzigen Virus?
Virus sagt: „Bleib zuhause, mach es dir mit dir selbst und deiner Familie gemütlich, verbringe viel Zeit auf wenig Raum und mit wenig Abwechslung…“
Zuerst fand ich Virus gemein: „Wie, mein Großer darf nicht in die Kita? Ich soll zuhause bleiben? Aber ich wollte doch: ein Buch schreiben, alle möglichen Menschen besuchen, ans Meer fahren, Freunde treffen, in Cafés rumhängen (wie man das als Prenzlauer-Berg-Mutti mit Baby so macht…), ich habe mir extra einen Terminkalender gekauft und wollte ihn für jede Woche mit schönen Events und Aktivitäten füllen.“
Schon nach wenigen Tagen habe ich eingelenkt: „Na gut: ,Wir machen uns das Beste draus.´“ (Zitat Timea Marie: Corona-„Ferien“)

Und das machen wir: Im Terminkalender ist gähnende Leere (rausgeschmissenes Geld und unnötig gefällter Baum :-(), unser Radius beschränkt sich ungefähr auf einen Quadratkilometer und ich muss sagen: Ich war schon lange nicht mehr so entspannt und gelöst wie in diesen Coronawochen.
Ich mag es: kaum Termine und Verpflichtungen zu haben, mir selbst keinen Druck zu machen neben Kindern, Haushalt und ein bisschen Gartenarbeit irgendwas schaffen zu müssen. Nicht ständig das Gefühl zu haben evtl. etwas zu verpassen, niemanden treffen zu müssen und doch ab und zu den Luxus zu genießen, jemanden sehen zu können. Mir mit der Familie bewusst eine schöne Zeit zu machen, mich intensive mit meinen Kindern zu beschäftigen, schön zu kochen (und dabei Podcasts zu hören), allein oder mit nur einem Kind einkaufen zu gehen, in der Sonne zu sitzen und die kostbaren Minuten zu genießen, in denen das eine Kind schläft und das andere sich allein beschäftigt, ein paar Seiten zu lesen…mehr brauche ich gar nicht, um glücklich zu sein.

Vor Corona habe ich mich oft verbogen und mehr in mein Leben reingezwängt als mir guttut. Das hat mich unter Druck gesetzt, der sich entweder durch inneren Streß (Unruhe, Unzufriedenheit, Schlaflosigkeit) oder an meiner Familie entladen hat (Ungeduld, Gereiztheit, Fahrigkeit)…immer war ich in Gedanken schon einen Schritt weiter als in der Realität.
Jetzt übe ich, einfach da zu sein, in diesem Moment…(fast) nichts muss zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort passieren. Wir essen, wenn wir Hunger haben und worauf wir gerade Lust haben (oder was eben da ist), schlafen, wenn wir müde sind (na gut, das gilt zumindest für die Kinder), beseitigen den Dreck, der entsteht, gehen raus, wenn das Wetter schön ist und wieder rein, wenn es ungemütlich wird…so einfach kann leben sein.

Klar meldet sich immer mal wieder ein kleines inneres Stimmchen, das quengelt: „Solltest du diese Zeit nicht auch nutzen, um: zu schreiben, deine Zukunft zu planen und vielleicht ein bisschen die Welt zu retten? Was, wenn irgendwann alles wieder seinen normalen Gang geht, wirst du dich nicht ärgern, dass du die Zeit nicht besser genutzt hast? Ist es nicht ein bisschen langweilig, wenn jeder Tag sich wie der vergangene anfühlt und nichts Aufregendes passiert? Die anderen Leute, die entwickeln jetzt ganz besondere Projekte, die innovativ sind, anderen Menschen helfen und vielleicht sogar Geld bringen. Und du? Du vertrödelst einfach deine Zeit…“
Dieses Stimmchen wird von Woche zu Woche leiser und meldet sich immer seltener. Ich denke, wenn es irgendwann ganz zur Ruhe kommt, macht es vielleicht Platz, für: innovative Gedanken und Zukunftsplanung…und wenn nicht, dann reicht es mir, einfach glücklich zu sein.

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